Der Golfplatz und was es da so gibt
#5 Golfeinstieg: Vom Abschlag bis zur „19“
von Kai Wunner
In der Regel ist das erste, was man von einem Golfplatz kernen lernt, das Clubhaus. Um dieses herum findet man die verschiedenen Trainingsbereiche. Die Driving Range zum Üben langer Schläge, der Chip&Putt-Bereich für das Training des kurzen Spiels, sozusagen die Annäherung an das Grün, und letztlich das Putting-Grün, auf dem man das Einlochen übt.
Manche Plätze haben auch einen Kurzplatz, der es Anfängern leichter macht, ins Golfspiel einzusteigen. Wie bei den meisten Sportarten ist im Clubhaus die Vereinsgaststätte, die bei Golfern in Anlehnung der 18 Löcher eines Standard-Golfplatzes auch gerne als 19. Loch bezeichnet wird. 60 bis 90 Hektar für 18 Spielbahnen, mit einer Länge von etwa 5.000 bis 6.600 Metern ist der Flächenbedarf einer Golfanlage.
Der Abschlag
Nach dem ersten Überblick über das Clubgelände wird es nun ernst. Wir begeben uns an den ersten Abschlag. Jede Spielbahn beginnt mit einem Abschlag. Im englischen wird das tee oder tee-box genannt. Benannt nach dem kleinen Holzstift, auf den der Ball beim Abschlag gelegt werden darf, um den Ball leichter treffen zu können. Jeder Abschlag besitzt mehrere, farblich unterschiedlich markierte Abschlagsbereiche, die einem wichtigen Grundgedanken des Golfspiels geschuldet sind: Die unterschiedliche Länge der Spielbahn durch die versetzten Abschläge, soll die Einschränkungen in der Physis der Spieler ausgleichen. Vom Profi über die Herren, den Senioren, den Damen und den Kindern rückt der Abschlag immer näher an das Grün, so dass jeder Spieler nach seinem Spielvermögen abschlagen kann. Eine Einteilung nach Anzahl an Schlägen, die ein professioneller Spieler brauchen würde, um das Grün zu erreichen, klassifiziert die Spielbahnen. Die Bezeichnung PAR steht für „professional average round“. An einem PAR 3 mit ca 100-200 m Länge sollte ein Profi mit dem ersten Schlag das Grün erreichen. Beim PAR 4 mit meist 200-400m Länge mit dem zweiten und beim PAR 5 mit 400-600m Länge mit dem dritten Schlag. Eine Tafel zeigt dem Spieler an um was für eine Bahn, mit welchen Entfernungen es sich handelt. Außerdem verkündet die Tafel wie schwer die Bahn im Verhältnis zu den anderen Bahnen ist. HCP 1 steht dabei für die schwerste Bahn.
Das Fairway
Mit einem gelungenen ersten Schlag erreicht man das Fairway, ein grüner Streifen mit kurz gemähten Gras. Sollte man das Fairway nicht treffen, dann wird man in eines der Grundprinzipien des Golfplatzbaus eingeweiht, mit der die Golfplatz-Designer das Spiel so überaus spannend und abwechslungsreich gestalten können. Präzises, gerades Spiel wird belohnt. Schlechtes, unpräzises Spiel wird bestraft. Das beginnt damit das neben dem Fairway das Gelände, im Golfsprech Rough genannt, nicht gemäht wird oder es sich sogar um unwegsames Gelände handeln kann. Hier kann ein Ball viel schwerer gespielt werden oder gar verloren gehen. Das Rough ist oft eine ökologische Ausgleichsfläche für Pflanzen und Tiere. Um den Übergang sanfter zu gestalten gibt es das Semi-Rough zwischen Fairway und Rough, das schon deutlich höheres Gras hat, aber noch ganz gut bespielt werden kann.
Die weiteren Hindernisse
Aber damit nicht genug der Schwierigkeiten, die sich dem Golfer in den Weg stellen und das Spiel so faszinierend machen. Mit weiteren Hindernissen kann der Architekt dem Spieler den Weg zum Grün erschweren. Zum einen gibt es Bunker (mit Sand gefüllte Löcher) und Wasserhindernisse (Teiche, Wasserläufe) und andere natürliche Hindernisse wie Bäume, Felsen oder Gräben. Die Hindernisse sollen das Spiel spannender machen und erschweren insbesondere den besseren Spielern den direkten Weg zum Grün. Ebenso sind sie das Mittel für den Designer, ob der Platz generell eher schwer oder leicht spielbar sein soll.
Diese wunderbare Sportart ist komplex und facettenreich, was das Regelwerk oder auch nur das Grundspielverständnis betrifft. Wichtig ist allerdings, dass man sich in den Golfer, egal mit welcher Spielstärke, hineinversetzen kann, um so Spielsituationen und Hindernisgestaltung bedarfsgerecht zu planen.
Dipl. Ing. Christian Althaus, Althaus Golfdesign Düsseldorf
Bei den Bunkern wird zwischen Fairway und Grünbunkern unterschieden und können verschieden tief sein. Bei ganz tiefen Bunkern spricht man von Topfbunkern, die manchmal sogar per Leiter betreten werden müssen. Nach dem Spielen im Bunker sollte der Sand wieder mit dem Rechen geglättet werden, damit der nachfolgende Golfer den Ball nicht aus einem Fußabdruck schlagen muss. Außerdem gibt es, oft in Wüstenregionen, große Sandflächen, die manchmal nicht Bunker, sondern „Waste Area“ genannt werden. Die speziellen Regeln zum Spielen im Bunker werden im Rahmen der Platzreife erklärt.
Seen und Gräben mit oder ohne Wasser, werden mit roten und gelben Pfosten als seitliches oder frontales Wasserhindernis gekennzeichnet, um die Abgrenzung zur Spielbahn deutlich zu machen. Für die auch Penalty-Areas genannten Hindernisse gibt es dann wieder bestimmte Erleichterungsverfahren, die bei der Platzreifeprüfung näher erläutert werden. Weiße Pfosten bedeuten eine Spielverbotszone (engl. Out of bounce), welche meist an den Grenzen des Golfplatzes vorkommen. Sie werden aber auch zum Schutz von Spielern auf benachbarten Spielbahnen eingesetzt. Alle drei Pfostenarten, können zusätzlich grün markiert sein, um ein Biotop anzuzeigen. Hier gilt dann ein absolutes Betretungsverbot zum Schutz der Natur.
Am Ende das Fairways, nachdem man alle Hindernisse gemeistert hat, wartet dann das Grün mit Loch und Fahne.
Das Grün
Es gibt große und kleine, flache und bewegte (ondulierte) Grünflächen, die unterschiedlich schnell sein können. Die Hügel auf dem Grün werden auch Breaks genannt, da der Ball am Hügel gern mal abbiegt. Das richtige Spielen eines Breaks erfordert es, das Grün zu lesen. Mit welcher Geschwindigkeit muss man den Ball spielen, damit er an der richtigen Stelle zum Loch abbiegt.
Das Anspielen des Grüns wird oft mit Hindernissen, die das Grün verteidigen erschwert. Das können Bunker und Wasserhindernisse sein, die manchmal sogar das ganze Grün umschließen können. Grüns sind die empfindlichsten und teuersten Teile eines Golfplatzes aufgrund des extrem kurzen und gleichmäßigen Schnitts. Beschädigungen durch den Ball sollten vom Spieler mit Hilfe einer Pitchgabel ausgebessert werden. Das Loch mit einem genormten Durchmesser und Lochtiefe, in das die kleine weiße Kugel, dann schließlich gespielt werden soll, findet sich an unterschiedlichen Stellen, wieder um eine gleichmäßige Belastung der Spielfläche zu gewährleisten. Bei einem Turnier kann die Position des Loches maßgeblich das Spiel erschweren, wenn es zum Beispiel nahe an einem Hindernis platziert ist.
Das Golfplatzlayout
Das Gelände auf dem der Golfplatz errichtet wird, ist oft maßgeblich für den das Design des Platzes. In unserer Region überwiegen sogenannte Parkland Courses, die Ihrem Namen dem alten Baumbestand rund um den Platz verdanken. Plätze an der Küste mit wenige Bäumen in Dünenlandschaften werden Links Courses genannt und Plätze in einer Heidelandschaft Heathland Courses. Oft findet man eine Mischung der verschiedenen Landschaftselemente auf einem Platz vor.
Grundsätzlich versucht man heute beim Design, auf Golfer aller Spielklassen einzugehen. Frontale Hindernisse, ob Teich oder Bunker, sollten vermieden werden. Stattdessen offeriert man eine „sichere Route“, die ein Umspielen des Hindernisses bei vermeintlich längerem Weg erlaubt.
Dipl. Ing. Christian Althaus, Althaus Golfdesign Düsseldorf
Das Layout beschreibt, wie die einzelnen Spielbahnen gestaltet sind oder aber auch etwas allgemeiner, wie der Golfplatz in die Natur integriert ist. Wie die Spielbahnen zueinander angeordnet sind, wird als das Routing des Golfplatzes bezeichnet.
Gingen die 18-Löcher historisch eher vom Clubhaus weg (traditionelles Routing) um nach 9 Loch wieder zurückzuführen, findet sich heute das neunte Loch eher wieder beim Clubhaus. Dies ermöglicht kürzere 9-Loch Runden, die schon unter zwei Stunden gespielt werden können und damit den schnelleren Besuch im 19. Loch. Hier wird nach der Runde herrlich über den Verlauf der Runde fabuliert und das vielleicht vorher ausgespielte Getränk genossen.
Dieser Artikel wurde am 21.04.2021 erstveröffentlicht.
BIO:
Kai Wunner, Unternehmer im Einzelhandel, Jahrgang 1967, verheiratet, 2 Kinder.
Kommt aus Stuttgart und spielt Golf am liebsten auf immer wieder anderen Plätzen. Seit 2006 dem Golfsport verbunden. Mitgründer des 2013 entstandenen Online-Golfmagazins Stuttgart Golf Community, welches seit 2020 unter GolfSTR firmiert.. Das zweite Hobby neben dem Golf ist Wein und das Thema findet man in seinem zweiten Online-Magazin WineSTR.
Er ist Gründungsmitglied des Vereins 0711 GOLF CREW. Der Verein steht für Golf in der Metropolregion Stuttgart in einer bunt gemischten Gruppe, was mit viel Spaß bei gemeinsamen Turnieren, Ausfahrten und Golfrunden gelebt wird und dabei helfen soll die Sportart unkonventionell zu fördern.
Danke für diesen Überblick zum Thema Golfplatz. Gut zu wissen, dass sich so ein Platz in drei Teile teilt, und zwar den Abschlag, das Fairway und das Grün. Ich recherchiere zu dem Thema, da ich dieses Jahr mit meinem Mann in ein Hotel mit Golfplatz fahre, um dort meine Platzreife zu machen.
Genau für so etwas ist die ganze Artikelserie gedacht! Einsteigern zu helfen eine Orientierung zu bekommen.