Podcast „Golf & Leidenschaft“ #1: Berufe rund um den Golf & Nachhaltigkeit

Imageprobleme und Fachkräftemangel: Wie zwei Geschäftsführer ihren Golfclub zukunftsfähig machen wollen

von Hannah Seipel

Die Golf-Branche steht vor vielen Herausforderungen. Fachkräftemangel, Vorurteile und klimatische Bedingungen erfordern Anpassungen. Zwei Geschäftsführer aus Baden-Württemberg beweisen: Veränderung ist möglich.

Pünktlich zum Frühlingsanfang lassen sich bei sonnigem Wetter auf dem perfekt gemähten grünen Rasen endlich wieder die Golfbälle versenken. Anschließend stärkt man sich in der Golfclubgastronomie mit feinsten Speisen und stößt mit einem teuren Wein auf das Spiel an.

Für Außenstehende ist dies meist das gesamte Bild, das sie von einer Golfanlage haben. Doch: Hinter den Fairways und idyllischen Kulissen der Golfclubs steckt weitaus mehr Arbeit, als auf den ersten Blick ersichtlich. Was viele auch nicht wissen: Der Golfsport hat zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen.

Viele Berufe, noch mehr zu tun

Das wissen vor allem zwei Männer besonders gut: Simon Schmugge vom Stuttgarter Golfclub Solitude e.V. in Mönsheim und Michael Kraus vom Golfclub Schloss Weitenburg AG in Starzach. Beide kennen als Geschäftsführer die alltäglichen Abläufe ihrer Golfanlagen genau und haben den besten Überblick über die vielfältigen Tätigkeiten, die notwendig sind, um den Spieler*innen das bestmögliche Golferlebnis zu bieten.

Schmugge beschäftigt auf seiner Anlage rund 20 Mitarbeiter*innen, verteilt auf sieben Bereiche: Greenkeeping, Sekretariat und Geschäftsführung, Gastronomie, Golf-Shop, Facility-Management und Buchhaltung. In allen Abteilungen gibt es viel zu tun, und jede ist unverzichtbar. Sei es die Gastronomie, die in dieser Zeit über zwölf Stunden am Tag eine geöffnete Küche betreiben muss – bei vergleichbaren Gastronomien in der Stadt undenkbar -oder die Greenkeeper, die jeden Tag um fünf Uhr morgens auf ihre Mäher steigen und teilweise zwischen acht und zehn Stunden am Tag mit Rasenmähen verbringen.

Die Geschäftsführer selbst müssen zahlreiche Aufgabenbereiche miteinander verknüpfen:

„Ich arbeite mit Natur, ich arbeite mit Menschen, ich arbeite in der harten Betriebswirtschaft, ich arbeite im Marketing – der Strauß ist einfach sehr, sehr breit“

Michael Kraus, Manager Golfclub Schloss Weitenburg AG

Impressionen vom GC Schloss Weitenburg im Winter. Fotos Hannah Seipel

Sinkende Arbeitsbereitschaft: „Kaum jemand will an Wochenenden und Feiertagen arbeiten“

Golf-Jobs werden oft unterschätzt. Eine immense Herausforderung, mit der die Branche zu kämpfen hat. Dadurch hat auch die Golfbranche einen immer größer werdenden Fachkräftemangel, wie Schmugge erklärt:

„Es wird zunehmend schwieriger, neues Personal zu rekrutieren. Viele sind nicht mehr bereit, im Sommer lange Schichten zu übernehmen oder auch an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten.“

Simon Schmugge, Manager Stuttgarter Golfclub Solitude e.V

Und dann gibt es da noch das problematische Nachhaltigkeitsimage des Golfsports. Golfclubs sehen sich zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt – zu Unrecht findet Kraus. In seinen Augen sind Golfplätze oft wahre „Naturrefugien“:
„Sie werden auf jeder Golfanlage über tausend Tierarten mehr finden als auf dem Nachbarfeld.“

Das Clubhaus des Stuttgarter Golf Club Solitude
See an Loch 18. Fotos Stuttgarter Golf Club Solitude

Nachhaltigkeit im Golf – Geht das?

Durch das tägliche Mähen und Bearbeiten haben Fairways und Grünflächen im Spielbereich einen geringeren ökologischen Wert, das weiß auch Kraus. Der Geschäftsführer des Golfclubs Schloss Weitenburg verweist aber darauf, dass diese Flächen nur etwa 10 Prozent der gesamten Anlage ausmachen. Die restlichen 90 Prozent bestehen aus Raffflächen, Blühwiesen und ökologischen Ausgleichsflächen, die eigens angelegt sind, um die Flora und Fauna zu schützen und zu fördern.

Insektenhotel auf dem GC Schloss Weitenburg
Blühwiese im Winter. Fotos Hannah Seipel

Auch beim Golfclub Solitude legt man großen Wert auf Nachhaltigkeit. Schmugge berichtet von zahlreich umgesetzten Projekten, die mit Auszeichnungen gewürdigt wurden:
„Wir haben auf deutschen Golfanlagen ein Konzept, das nennt sich Golf & Natur – da sind wir jetzt schon zum siebten Mal mit dem Goldabzeichen ausgezeichnet worden.“

Der Artenschutz hat in diesem Programm eine große Bedeutung:
„Wir haben hier auf der Anlage des Stuttgarter Golfclubs den sogenannten Neuntöter, der auf der Roten Liste steht. Den findet man hier bei uns auf der Anlage, weil die Habitate und die Gegebenheiten hier so gut sind.“

Blühwiesen am Golfplatz . Foto Stuttgarter Golf Club Solitude
Bahn 15. Foto Kirmaier

Die Zukunft des Golfsports – Kraus betont notwendige Professionalisierung

Grundsätzlich zeigt sich Kraus optimistisch gegenüber der Zukunft. Die gesellschaftliche Bedeutung von Vereinen sei so bedeutend wie nie. Besonders in ländlichen Regionen sieht er in ihnen eine wichtige Rolle für Jugendliche, weil Freizeitangebote dort oft begrenzt sind:
„Ich glaube, dass es für uns eine große Chance ist, diese Lücke wieder zu füllen. Vereine können eine Rolle einnehmen, wie sie sie vor 30 Jahren hatten.“

Dafür müsse aber laut Schmugge das Klischee, dass sich nur reiche Menschen Golf leisten können, aus den Köpfen der Menschen. Im Golfclub Solitude bezahlen Jugendliche einen Mitgliedsbeitrag von 90 Euro im Jahr – ähnlich hoch wie in den meisten Fußballvereinen.

Gegenüber Mitarbeitern fordert Kraus zudem mehr Wertschätzung: „Wir können manche Jobs einfach nicht besetzen, weil uns das Budget fehlt. Ich habe also fast nur Angestellte, die relativ breit aufgestellt sind. Da könnte die Branche eine Professionalisierung vertragen.“

Greenkeeping im Einsatz
Das berühmte Loch 19: Gastronomie im Clubhaus. Sinnbildlich für Berufe auf dem Golfplatz. Foto Stuttgarter Golf Club Solitude

Podcast „Golf & Leidenschaft“ #1: Berufe rund um den Golf & Nachhaltigkeit

Imageprobleme und Fachkräftemangel: Wie zwei Geschäftsführer ihren Golfclub zukunftsfähig machen wollen

von Hannah Seipel

Quelle Podcast Kesselgeflüster

Autoreninfo:

Hannah Seipel

Hannah Seipel ist 21 Jahre alt und studiert im vierten Semester Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim. Sie ist gebürtige Hessin und wohnt seit Herbst 2023 in Stuttgart. In ihrer Freizeit schaut sie gerne Filme und Serien, macht Yoga oder unternimmt gerne Tagestrips. Neben ihrem Studium engagiert sie sich zusätzlich im Uniradio. Nach ihrem Uni-Abschluss möchte sie im Journalismus tätig werden, für den sie besonderes Interesse hegt.

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