Golf Spielen ist gesund!

#8 Golfeinstieg: Ein Sport, der den Hausarzt unterstützen kann?

von Gastautor Dr. med Stefan Zieger

Golf zu spielen wird von vielen vermeintlich sportlichen Mitmenschen oftmals belächelt. Sie haben um es gleich auf den Punkt zu bringen in vielerlei Hinsicht Unrecht. Ohne auf alle die anderen positiven Aspekte unseres schönen Sports einzugehen möchte ich hier etwas über die zwischenzeitlich in wissenschaftlichen Studien nachgewiesenen positiven gesundheitlichen Aspekte berichten.

Gegenüber Tennis- oder Fußballspielern ist die Dynamik nicht gleich auf den ersten Blick zu erkennen. Keiner rennt keuchend, und somit für Zuschauer akustisch erlebbar hinter einem Ball her. Noch rutscht er ächzend in einen cross geschlagenen Grundlinienball, um dann stöhnend mit überrissener Vorhand zu retournieren.

Aber, und dies ist sportwissenschaftlich erwiesen, Golf ist über die Dauer der Aktivität (je nach Anzahl der gespielten Löcher teilweise mehr als 4 Stunden) und über die zurückgelegten Wegstrecken viel gesünder wie diese Sportarten. Dabei scheint dem Gehen eine teilweise in der Summe noch gesundheitsfördernde Wirkung zuzukommen wie dem Rennen (Joggen). Sowohl aus meiner eigenen Erfahrung als ehemaligem Marathonläufer und Triathlet wie auch aus meiner langjährigen ärztlichen Praxis haben Menschen mit häufigen, langen Gehstrecken genau soviel Ausdauer auf lange Sicht, erhalten sich ihre Fitness bis in hohe Alter wie Jogger. Aber im Gegensatz zu Ausdauer- und Extremausdauersportlern (100 km Läufer) ist die Häufigkeit von Überlastungsproblemen insbesondere des Knochengerüstes und der Sehnen weitaus niedriger. Natürlicherweise beziehen sich meine Aussagen nur auf die Golfer, die auf die Benutzung eines Carts verzichten. Inwieweit das Tragen des Bags, die Verwendung eines manuell gezogenen oder elektrisch betriebenen Trolleys Unterschiede hervorbringen ist bisher nicht untersucht.

© Golf & Health Project

Interessant scheint hingegen der rein zahlenmäßige Zusammenhang zwischen gesundheitlich positiven Aspekten und dem Handicap. Hier scheinen Niedrighandicapper im Vorteil. Das hat aber sicher nichts mit Ihrem Ballgefühl oder der Länge der Abschläge zu tun, sondern wird mit der Tatsache erklärt, dass man (bis auf wenige Ausnahmen) vom Handicap bis zu einem gewissen Grad auf die Trainings- bzw. Rundenhäufigkeit schließen kann. Und über die Häufigkeit, bzw. die akkumulierte Dauer der Bewegung, erklärt sich der Fitnesszuwachs, den Tennisspieler, Fußballspieler aber auch Skifahrer nicht aus der eigentlichen Sportart erhalten. Diese müssen dagegen ein eigenes Fitnessprogramm absolvieren.
Ein weiterer Aspekt gerade im Vergleich zu diesen Sportarten ist die erkennbar und vor allem fühlbar niedrigere Verletzungsgefahr. Hierdurch kommt es zu geringeren Unterbrechungspausen. Je nachdem wie ernsthaft der Golfsport betrieben wird, wird in zunehmendem Masse ein begleitendes Muskelaufbau-, Dehn-, und Balancetraining empfohlen. Dies ist für alle Sportler im 3. Lebensdrittel von unschätzbarem Vorteil, weil dadurch die Verletzungsanfälligkeit im Alltag (Glatteis, Stolperfallen und ähnliches) massiv reduziert wird.

Natürlich unterscheiden sich, wie ich ausgeführt habe, die positiven gesundheitlichen Aspekte neben der reinen Häufigkeit und der Intensität der Ausübung auch zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Aber dies ist umso mehr verständlich, da die gesundheitlichen Unterschiede unter einzelnen Menschen bei plus 60-Jährigen grösser sind wie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Förderung der seelischen Gesundheit

Bisher habe ich nur von den körperlichen Vorteilen im Hinblick auf körperliche Unversehrtheit (mehr Fitness bei weniger Verletzungen) gesprochen. Ein ganz wichtiger Aspekt liegt aber in der seelischen Gesundheit bzw. mentalen Vorteilen.
Schaut man sich die verschiedenen Voraussetzungen für Erfolg in unterschiedlichen Sportarten an, so ist es offensichtlich, dass die mentalen Anforderungen, die Erfolg im Golfsport hervorbringen, so vorteilhaft sind. Hier steht kein Gegner auf der anderen Netzseite, den es zu vernichten gilt. Beim Golfsport geht es, darum sich selbst zu kontrollieren und zu besiegen. Die Phasen von immer wieder notwendiger Ruhe und Konzentration fördert einen verstärkten Vagotonus, dem Ruhe- und Erholungsanteil des vegetativen Nervensystems. Das Gegenteil, ein erhöhter Sympathikotonus (Aggressions- und Fluchtanteil des vegetativen Nervensystems) wird in der Medizin als Risikofaktor angesehen. Ein Golfspieler muss nicht versuchen zu verhindern, dass der „Gegner“ ein Tor erzielt (einlocht), er oder sie kann sogar Kraft und Freude von einem Mitspieler beziehen.

© Golf & Health Project

Schaut man sich die Selbstbeschreibung vieler Ärzte an, so wird immer wieder auf die ganzheitliche Betrachtungsweise als Werbebotschaft in der Medizin abgehoben. Golf ist das perfekt Beispiel dafür.
Ich hoffe es ist mir gelungen zu zeigen, dass der Golfsport in seinen Ganzkörperwirkungen einen ziemlich guten Hausarzt abgibt.

Dieser Artikel wurde am 21.04.2021 erstveröffentlicht.

BIO:

Dr. med Stefan Zieger

Facharzt für Innere Medizin / Kardiologe / Angiologe
Inhaber CardioConsult
Geb. 10.03.1960

Niedergelassen seit 1996, zunächst in Esslingen jetzt Stuttgart.
Abbildung des kompletten konservativen kardiologischen Spektrums, einschließlich Leistungsdiagnostik für Herztransplantationspatienten bis zu intern.ationalen Hochleistungssportlern. Langjährige invasive und interventionelle Tätigkeit (Herzkatheter). Seit 14 Jahren Turnierarzt des Porsche Tennis Grand Prix Damentennis.
Zuvor Turnierarzt Mastercard Open der Männer ATP.
Mehrjähriger Mannschaftsarzt Damen Fussball Bundesliga VfL Sindelfingen. Seit 2016 Mannschaftsarzt MTV Allianz Volleyball Bundesliga Damen.

Aktive Erfahrung in ca. 30 verschiedenen Sportarten teilweise auf Wettkampfebene. Seit 30 Jahren begeisterter Golfspieler (derz. Hcp 10,0) seit vielen Jahren Mitglied des GC Hetzenhof

Dr. med Stefan Zieger rechts © Dr. med Stefan Zieger

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