Golfclub startet trotz und wegen Corona durch
Mitglieder bestätigen Investitionskurs des Golfclubs – Masterplan verabschiedet – Neue Golfregeln
von Jürgen Schaal
Es wurde September, bis der Golfclub Reutlingen-Sonnenbühl e.V. seine wegen der Corona-Pandemie ausgefallene Mitgliederversammlung, die im März hätte stattfinden sollen, nachholen konnte. Unter Einhaltung des von der Gemeinde vorgegebenen Hygienekonzepts mit Maskenschutz und Fiebermessen fanden sich am Dienstag, 8. September, 45 Mitglieder in der Brühlhalle in Genkingen ein. Präsident Matthias Eschle begrüßte die Anwesenden, darunter der Präsident des Baden-Württembergischen Golfverbands (BWGV) und Vizepräsident des Deutschen Golfverbands (DGV), Otto Leibfritz, der fast seit der Gründung dem Golfclub Sonnenbühl als Mitglied angehört. Wichtige Entscheidungen standen auf dem Programm: Der Masterplan war zu verabschieden sowie die Abstimmung über die Installation einer Photovoltaikanlage auf den Dächern der beiden Hauptgebäude.
Den Reigen der Rechenschaftsberichte eröffnete Präsident Eschle. Er referierte kurz die wichtigsten Entscheidungen der Jahre 2019 und 2020, angefangen bei der Neubesetzung des Clubmanagements durch Norbert Zimmermanns nach dem altersbedingten Ausscheiden von Bernd Ruof, den Bau der Scope-Hütte zum Verbessern der Trainingsmöglichkeiten, der Neubesetzung der Gastronomie durch Pächter Marcello Ianni sowie Investitionen ins Gebäude durch den Einbau einer modernen Holzpellet-Heizung. Sein Dank galt Mitglied Wolf-Dieter Baumann, der durch den Bau von Nistkästen, Steinhäufen und Totholz-Ablagestellen einen wichtigen Beitrag für den Schutz von Fauna und Flora auf dem Golfplatz geleistet habe. „Wir sind auf einem guten Weg“, haben an wichtigen Stellschrauben gedreht und auch Corona hat den Golfclub nicht aus der Bahn geworfen“, bilanzierte Matthias Eschle.
Vizepräsident Udo Paul ging auf den enormen Erfolg der Platzreife-Kurse ein, auch der Golf-Erlebnistag sei mit 90 Teilnehmern ein „echter Renner“ gewesen. „Die vielen Neumitglieder – bis zur Mitgliederversammlung waren es bereits 58 – zeigen, dass trotz oder wegen Corona die Menschen erkannt haben, dass Sport in der Natur gesundheitsfördernd ist.“
Der kommissarische Spielführer Bernd Ruof ging in seinem Rückblick auf das Abschneiden der sieben Ligamannschaften in 2019 ein. Hervorzuheben ist seiner Meinung nach der sofortige Wiederaufstieg der 1. Herrenmannschaft in die Landesliga der Deutschen Golfliga (DGL) sowie der Aufstieg der AK 50 Herren I in die 2. Liga. Das Jahr 2020 stellt die Teams dagegen vor besondere Herausforderungen, so Ruof: Wegen Covid-19 wurde der gesamte Ligabetrieb bis auf einen Spieltag im September gecancelt. An diesem wird entschieden, wer an der Aufstiegsrunde im Oktober teilnehmen darf. Absteiger gibt es keine. Clubmeister im Jahr 2019 waren Florian Rauscher bei den Herren und Rena Rusko bei den Damen.
Etwas geringer fiel in 2019 die Zahl der Turniere aus. 66 statt 72 wurden gespielt. Dies erklärt nach den Worten des Spielführers auch die geringere Turnierteilnehmerzahl von 2410 (2934 in 2018). Udo Paul zählte mit 27 Turnieren bei den Herren und Hede Glaser mit 25 bei den Damen zu den Vielspielern. Beide wurden anschließend geehrt.
Veränderungen brachte das vom DGV alle acht Jahre durchgeführte Course Rating. Der Platz wurde etwas schwerer eingestuft. In diesem Zusammenhang wurde an den Bahnen 1, 10, 14 und 17 ein hinterer weißer Abschlag geratet, der hauptsächlich für die Spiele in der Deutschen Golf Liga (DGL) und für die dritte Runde der Finalisten um die Clubmeisterschaft zum Einsatz kommen wird. An allen anderen Bahnen sind die Abschlagsmarkierungen „Gelb“ und „Weiß“ identisch.
Eine gravierende Veränderung bringt das Jahr 2021. Mit der Einführung der neuen Handicapregeln des WHS wird aus dem bisherigen Handicap ein World Handicap Index (WHI). Dies geschieht nicht durch eine einfache mathematische Umrechnung, sondern basiert auf einem gänzlich neuen System. Quintessenz des Ganzen: Von den letzten 20 Ergebnissen werden nur die besten acht berücksichtigt. Somit fließen negative einzelne Ausreißer‐Ergebnisse nicht mehr in die Bewertung ein, da diese nicht Ausdruck der tatsächlichen aktuellen Spielstärke sind. Info-Veranstaltungen durch Club und Verband werden bis zum Saisonbeginn 2021 angeboten werden, um die Mitglieder auf das neue WHS einzustimmen.
Jürgen Schaal als Vorstand Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Reutlinger General-Anzeiger (GEA). Aber auch die weiteren regionalen und überregionalen Print- und Fachmedien hätten regelmäßig über Veranstaltungen im Club berichtet. Diese Berichterstattung sei gar nicht hoch genug einzuschätzen, trage sie doch wesentlich zu der positiven Bekanntheit des Golfclubs auf der Reutlinger Alb bei. Ein Höhepunkt des Jahres 2019 war das große Charity-Turnier mit zahlreichen Prominenten, dessen Einnahmen komplett dem Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e.V. zugute kamen.
Als sehr erfolgreich wertete Schaal das professionelle und gezielte Marketing über Facebook, das in 2020 in den Monaten Mai, Juni und Juli rund 85 000 Personen im Landkreis erreicht habe und sich positiv auf die Gewinnung von neuen Mitgliedern ausgewirkt habe. Zudem versuche der Club über einen Welcome-Back-Tarif ehemalige Mitglieder wieder zurückzugewinnen.
Von einem starken zeitlichen und finanziellen Aufwand sprach Dirk Herrmann bei seinem Rückblick auf die Jugendarbeit in 2019. Er betonte jedoch, wie wichtig dies sei, wolle man langfristig Nachwuchs heranziehen, der später die Herrenmannschaft stärke. Er dankte dem Förderverein Jugendgolf Sonnenbühl für die permanente Unterstützung. Sehr positiv bewertet Herrmann das aktuelle Jahr. Durch Werbeaktionen sei es gelungen, über 30 neue Jugendliche zu gewinnen, die regelmäßig zum Training kämen. Sein Ziel ist es, die Gruppe der Kinder und Jugendlichen deutlich zu erhöhen: „Jedes Jahr wollen wir zehn Kinder und Jugendliche dazugewinnen.“
Nichts zu kritisieren gab es für die Mitglieder beim Vortrag des Schatzmeisters Helmut Lohrmann. Mit einem Plus wurde das Jahr 2019 abgeschlossen. Die Corona bedingt großen Befürchtungen für das Jahr 2020 haben sich seinen Worten zufolge nicht bestätigt. Aller Voraussicht nach schließe der Club das Jahr 2020 mit einer schwarzen Null ab. Umlagen oder Zuzahlungen, wie einige befürchteten, seien nicht geplant.
Angesichts dieser positiven Zahlen, die auch von den beiden Kassenprüfern Brigitte von Wittich und Bernhard Bochtler bestätigt wurden, fiel es BWGV-Präsident Otto Leibfritz leicht, die Entlastung des Vorstandes vorzuschlagen. Sie wurde einstimmig vorgenommen. Otto Leibfritz attestierte dem gesamten Vorstand und allen Mitarbeitern erstklassige Arbeit.
Präsident Eschle teilte den Mitgliedern mit, dass der Vorstand nach reiflicher Überlegung und Prüfung der eingegangenen Angebote sich entschlossen habe, die Platzpflege (Greenkeeping) neu zu vergeben. Ab 2021 wird diese Aufgabe von der Firma Sommerfeld übernommen, die bereits 54 Golfanlagen deutschlandweit betreut. Sein Dank galt Rainer Wagner von der Firma Garten Moser, die seit 2009 den Golfplatz gepflegt hatten.
Ein Blick in die Zukunft warf der Präsident auch bei der Präsentation des Masterplanes für die nächsten drei bis fünf Jahre. Danach stehen Investitionen ins Clubhaus (Sanierung der Sanitärräume), in den Platz und in das Übungsgelände an. Außerdem ist der Bau einer Photovoltaik-Anlage geplant. Einstimmig entschieden sich die Mitglieder für die Umsetzung all dieser Maßnahmen.
Bei der anschließenden Wahl des Spielführers wurde Bernd Ruof mit 42 Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen offiziell ins Amt gewählt. Schon im Amt sind die neuen Beiratsmitglieder: Caroline Foster, Gertrud Frech, Carmen Neuendorf und Siegfried Herrmann. Sie werden den schon seit Jahren aktiven Beiräten Otto Leibfritz und Udo Rogotzki zur Seite stehen.
Zum Ende der Versammlung wurde noch über einen Mitgliedsantrag abgestimmt: Die mit Ausbruch der Covid-19-Pandemie notwendig gewordene Startzeiten-Buchung für eine Golfrunde wird im Jahr 2021 während der Kernzeiten zwischen 8 und 17 beibehalten.